Es zählen die strahlenden Gesichter

Ihr Einsatz für die „Kinderhilfe des Swissair-Personals“ war ihr zu wenig. Sie wollte mehr. Deshalb verwirklichte Margrit Messmer noch eigene Hilfsprojekte. 

 

 

 „Das Schönste in meinem Leben war das Fliegen als Airhostess“, verrät die heute 70jährige Bündnerin. Das war aufregender als die Büroarbeit nach der Handelsschule. Bei der Swissair  lernte sie den jungen Piloten John Messmer, ihren späteren Ehemann kennen. Sie liebte die Aufenthalte in fernen Ländern, sah aber vielerorts auch die Not und hätte gerne allen geholfen.

 

Ein Schlüsselerlebnis 

 

Die sechs intensiven Wochen, in denen sie ihren sterbenden Vater Tag und Nacht betreute, prägten Margrit Messmer sehr. Nach seinem Tod fiel sie in eine Depression, kam daraus aber gestärkt heraus und entschloss sich, auch andern Menschen zu helfen. Sie bot ihre Mitarbeit der Swissair-Kinderhilfe an und konnte dann als Vorstandsmitglied die Verantwortung für das Swissair-Haus im SOS-Kinderdorf Manila übernehmen. Seit 1989 reist sie meistens zweimal jährlich auf eigene Kosten auf die Philippinen und besucht dort „ihre“ Swissair-Familie.

Doch dies genügte der tatenfreudigen Frau nicht. Sie wollte dort noch mehr tun. So entstanden nach und nach verschiedene eigene Hilfsprojekte. Zu ihrem 50. Geburtstag wünschte sie sich statt Geschenke Geld, um einer Ordensschwester, die heimatlose Kinder aufnahm, ein Haus in Angeles City zu kaufen. Zuerst waren es 16 und inzwischen über fünfzig Kinder, die dort in Geborgenheit aufwachsen können. 

 

Realisierung einer Vision

 

Mit der ihr eigenen Beharrlichkeit verwirklichte Margrit Messmer ihren Wunsch, ein eigenes Heim für verwahrloste Strassenkinder aufzubauen. Dank eines Sponsors, der für dieses Projekt einen grossen Betrag spendete, konnte sie in Manila eine Villa mit Gästehaus kaufen, wo nun bis zu vierzig Kinder aufwachsen. Die eher sanfte Schweizerin musste dort aber energisch durchgreifen, als sie der erste Heimleiter betrog und Geld veruntreute. Umso glücklicher ist sie nun mit der treuen  Lucy, die als Leiterin zusammen mit ihren Helferinnen eine grossartige und sehr engagierte Arbeit leistet.

Mit den Spenden aus unzähligen  Informationsveranstaltungen, aber auch dem Geld aus Margrit und John Messmers eigenem Sack und der Unterstützung der „Kinderhilfe des Swissair-Personals“ konnte und kann sehr vielen geholfen werden: den Kindern im Heim von Manila, einem Ehepaar, das uneigennützig schwerstbehinderte Kinder betreut, Menschen, die bei Überschwemmungen und in andern Kastrophen fast alles verloren oder einer Gruppe von in grosser Armut lebenden Senioren. Mit jährlich 200‘000 Franken Spenden, die zu 100 Prozent den Projekten zufliessen, lässt sich rund  500 Personen helfen.

 

In ihren Fussstapfen

 

Jetzt, wo Margrit Messmer wegen einer schweren Krankheit kürzer treten und sich schonen muss, ist es ein Glücksfall, dass sich vier junge Frauen von ihrer Art zu helfen, angesprochen fühlten. Nachdem Andrea Frei, Irene Engeler, Franziska Linder und Corina Meli die Philippinen selber bereisten, unterstützen und entlasten sie nun ihre Mentorin und finanzieren dazu noch zwei Schulen in Manilas grässlichen Müllhalden-Quartieren Payatas und Erap.

„Ich war selber überrascht, dass aus meiner Vision etwas Gutes und Dauerhaftes entstanden ist“, konstatiert Margrit Messmer heute. Die Dankbarkeit und Liebe „ihrer“ Kinder, die später erfolgreich ein eigenständiges Leben führen konnten, sind für sie Motivation und Lohn zugleich. Ihr Ehemann hatte anfangs befürchtet, dass all dies zu viel für sie sein könnte, wollte bremsen, liess sie dann aber gewähren und unterstützte sie immer wieder finanziell. Gerne denkt er an die Aktion „Flügel für Harris“ zurück, die einem armen, aber intelligenten und hochmotivierten Strassenjungen eine Piloten-Ausbildung ermöglichte. Inzwischen ist Harris Airbus-Kapitän. Wegen dieser und weiteren Erfolgsgeschichten ist John Messmer sehr stolz auf seine Frau.

 

 

 

 Swissair News 2 / 2013