Ruhestand ist keine Option



Catherine Leuteneggers Karma scheint die Betreuung von Menschen zu sein. Sie begleitete nicht nur Flugpassagiere, VIPs und Politiker, sondern auch Sterbende in Pflegeheimen, Heroinsüchtige, Aids- oder Leprakranke. 



Jetzt gerade gibt es einen Wendepunkt in Catherine Leuteneggers Leben. Die Arbeit als Nachtschwester in einem Pflegeheim und ihr Einsatz als Bundesweibelin in Bern hat sie beendet und sucht nun wieder eine Tätigkeit in der Reisebranche. Im Bundeshaus war sie für die bürgerlichen Nationalräte, die sie während der Sessionen zu betreuen hatte, das Mädchen für alles, der gute Geist, der ihnen mit kleinen und grossen Hilfeleistungen die Arbeit erleichterte. Der Umgang mit all den aufgestellten Parlamentariern und Journalisten machte ihr richtig Spass. Sie war schon seit ihrer Kindheit an Politik interessiert. Ihr Grossvater war Nationalrat und ihr Vater arbeitete bei der UNO. Im Bundeshaus konnte sie ihren Bruder Filippo Leutenegger, Nationalrat und ehemaliger „Fernseh-Arena-Dompteur“, wieder öfters sehen.


Ein Nomadenleben


Catherine wurde in Genf geboren, wuchs in Rom auf und kam später im sanktgallischen Wil in ein Internat. Ihr Vater „verknurrte“ sie dann, Krankenschwester zu werden. Doch die Fliegerei faszinierte sie sehr viel mehr. Sie nahm Stunden im Segelfliegen und machte erfolgreich das Brevet. Dann begann sie bei der Swissair eine für sie sehr glückliche und spannende Karriere als Airhostess. Passagiere zu betreuen und zu verwöhnen entsprach ihr sehr, auch später im VIP-Service am Flughafen Zürich. Ihr Leben nahm einen neuen Verlauf, als sie den Stations- und späteren Distriktmanager Beat Weiland heiratete und von einer  Swissair-Aussenstation zur nächsten wechselte. Auf Bahrain folgten Khartum und Kuwait. Der Alltag einer nichtberufstätigen kinderlosen Frau in islamischen Ländern behagte ihr aber überhaupt nicht. Ihre Ehe wurde dort stark strapaziert und zerbrach schliesslich im kritischsten Moment, als Sadam Husseins Truppen Kuwait überfielen und sie das Land fluchtartig verlassen musste. Sie konnte nichts in die Schweiz mitnehmen, verlor alles.


Junkies und Leprakranke


Ihr Charakter und starker Lebenswille liessen sie aber nicht verzweifeln. Ein Wiedereinstieg als Airhostess war vorerst  nicht möglich, da ein Einstellungsstopp angesagt war. So machte sie sich als Krankenschwester nützlich und wählte  eine der wohl härtesten Aufgaben: Sie betreute am Platzspitz, im damaligen „Needle Park“ von Zürich, schwerstgeschädigte Drogensüchtige. Fast zur täglichen Routine gehörte dort das Beatmen von Bewusstlosen. Darauf war sie an der Uni Zürich tätig, in der Sprechstunde für Aidskranke. Erstaunlich war, dass sie zudem noch Leprakranke auf einer Lepra-Station in Pakistan betreute. Zum Glück konnte sie später wieder als Flight Attendant fliegen und gesunde Leute verwöhnen. Tief erschütterte sie der SR111-Absturz, ganz speziell, weil eine gute Freundin unter den Opfern war. Unvergesslich bleiben ihre Eindrücke im Care Team. 2009 wurde sie bei Swiss pensioniert, flog aber noch zwei Jahre für Swiss Private Aviation, bis zu deren Kollaps. Richtig Freude hat sie auch heute noch als Stewardess auf der nostalgischen „Connie“. Hier lernte sie  ihren heutigen Partner kennen, einen „Connie-Piloten“ aus den USA.


Wenig Zeit für Pfingstrosen


Die nun 64-Jährige hat ihre Stelle im Bundeshaus altershalber und die Arbeit als Nachtschwester, wegen zu grosser psychischer Belastung aufgegeben. Immer wieder mit Alter und Tod konfrontiert zu sein, wurde ihr plötzlich zu viel. Die liebenswürdige und doch energische Frau sucht nun eine neue Stelle, was in ihrem Alter tatsächlich nicht einfach ist. Sie interessiert sich für Reisebegleitungen, ist aber flexibel und auch für viele andere Jobs offen, zum Beispiel als Helferin beim WEF in Davos. Noch immer wohnt sie in der Nähe von Thun, wo sie in ihrem grossen Garten ganz unterschiedlichste Pfingstrosen mit viel Liebe hegt und pflegt.


News März 2015