Wo zum Teufel liegt Malobo

Niemand erlebte so intensive Geschichten wie die Swissair-Auslandleute. Hans Kissenpfennig rettete sie vor dem Vergessen. Fünfzig solcher Anekdoten  erscheinen nun in Buchform. .

 

 

Wo, Hans Kissenpfennig, war dein Wirkungsfeld innerhalb der Swissair?

 

An verschiedenen Orten der Welt, doch auch in Zürich, wo ich Schulungsleiter für die Marketingorganisation war. Dies war die interessanteste und dankbarste Zeit für mich. Die Instruktorentätigkeit war damals ein Teil einer Führungskarriere auf dem Weg zum Stationsleiter oder Landesvertreter. Der ständige Wechsel von Kolleginnen und Kollegen brachte mir dort viele wertvolle Kontakte.

 

Du hattest plötzlich eine Idee.

 

Beim alljährlichen Nachtessen der ehemaligen Auslandvertreter im Oktober 2010 kam mir die Idee, die spannendsten Anekdoten zu sammeln und in einer Broschüre festzuhalten. Viele Kollegen fanden die Idee spontan gut, doch drei meinten: „Vergiss es, das ist alles längst passé“. Den Ausschlag gaben drei gute Freunde. Es müsste jedoch ein richtiges Buch werden, meinten sie, warnten aber vor dem immensen Arbeitsaufwand.

 

Noch ein Swissair-Buch mehr?

 

Ja, doch diesmal geht es nicht um Flugzeug und Fliegen, Piloten, Flight Attendants oder Grounding, sondern um die Swissair-Auslandvertretungen. Im Unterschied zum erfolgreichen Buch „Business Class“ von Walter Vollenweider, kommen hier gleich 50 Vertreter aus allen Bereichen der Auslandstationen zu Wort. Das Buch ist wie ein Familienalbum, das verschiedene Orte zeigt, wo nacheinander mehrere Generationen gelebt haben und mit ihrem Einsatz und ihrer Identifikation wesentlich zum Erfolg der Swissair beitrugen. Es ist ein packendes Vermächtnis dieser Auslandvertreterfamilie.

 

Welches waren die wichtigsten Schritte zur Realisierung des Projektes?

 

Ich konnte Urs von Schroeder, Kurt Wyler, Ueli Ganz, Tony Ettlin und Karl Laasner für die Mitarbeit im Projektteam gewinnen. Wir mussten genügend Autoren finden, die lustvoll, selbst erlebte, einzigartige Begebenheiten für uns schreiben würden. Wir verschickten 250 E-Mails und erhielten über 60 Zusagen. Alle Einsender erhielten klare Vorgaben bezüglich Qualität, Sprache und Umfang der Texte.

 

Trotzdem schrieben wohl nicht alle druckreif…

 

Das wäre wohl Wunschdenken gewesen!

Um ein hohes sprachliches und inhaltliches Niveau aller Texte sicherzustellen, war vor allem das Redaktorenteam gefordert. Unbarmherzig professionell war dabei die steuernde Hand von Urs von Schroeder, was aber für die Sache sehr wertvoll war. Sehr unangenehm war es für mich, einzelne Geschichten ablehnen zu müssen, die den hohen Kriterien nicht entsprachen. Natürlich frustrierte das die Betroffenen sehr. Stressig war zudem der enorme Zeitdruck, denn das Buch sollte am 10. Grounding-Jahrestag erscheinen.

 

Was sind die Perlen des Buchs?

 

Die einstigen Regional- und Landesvertreter, Finanzleute, Station Manager und Stationsmechaniker – einige davon sind heute noch aktiv – erzählen  emotional eindringliche Erfahrungen, die ihnen besonders unter die Haut gegangen sind. Viele erlebten sie  an politischen Brennpunkten und am Rande historischer Ereignisse. Darunter finden sich zum Teil auch brisante, noch nie erzählte Episoden, die so delikat waren, dass sie bis anhin unter Verschluss gehalten wurden. Alle Geschichten sind sehr gut.

 

Sogar Ex-Bundesrat Ogi kommt zu Wort…

 

Unser früherer Verkehrsminister erklärte sich spontan bereit, unser Buch mit einem Vorwort zu bereichern. Darin kommt auch seine grosse Wertschätzung für die Swissair zum Ausdruck. Der – so zu sagen – „bundesrätliche Segen“ verleiht unserem Buch natürlich zusätzliches Prestige.

 

War es schwierig, einen Verlag zu finden?

 

Von fünf Verlagen, die wir telefonisch kontaktierten, waren vier spontan interessiert. Als wir uns mit dem ersten zu einem Gespräch trafen, biss dieser gleich an, es war NZZ Libro – unser Wunschpartner. Wir waren selber überrascht, hatten aber starke  Trümpfe: süffige Stories, ein klares Konzept, bereits durchlektorierte Texte, ein starkes Vorwort von Adolf Ogi, ein breites Netzwerk zur Promotion und ein vor Enthusiasmus sprühendes Team zur Unterstützung. Das überzeugte.

 

Wann kommt das Buch auf den Markt?

 

Mit dem Titel „Malabo, wo zum Teufel ist denn das?“ – in Anlehnung an eine der 50 Geschichten – wird das Buch im Oktober, zum 10. Jahrestag des Groundings, im Buchhandel und auch am Pensioniertentag bereitliegen, Dann werde ich wieder aufatmen können und meine Frau Danielle auch.

 

Swissair News 3 / 2011