Reise nach Australien, nach Tasmanien

Eindrückliche Flüge

 

Im vollbesetzten Jumbo von Thai Airways hatten wir doch noch zwei Sitze nebeneinander erhalten. Am Fenster auf der andern Seite neben mir, sass ein beleibter Pakistani, der etwas kompliziert aber nicht unfreundlich war. Dass er auf diesem Nachtflug immer wieder auf meine Seite kippte, war allerdings nicht sehr angenehm. Die Flight Attendants überzeugten mit ihrer charmanten Freundlichkeit und einem klassisch guten Service. Nicht nur bei der Ausreise in Bangkok mussten wir uns in  einer endlosen Warteschlange gedulden - auch im Flughafen von Sydney hatten wir  lange auf unsere Koffer und vor der Zollkontrolle warten müssen.

 

 

 

Auf dem Flug von Sydney nach Hobart in Tasmanien war der Landeanflug recht unruhig, denn es gab starke, böige Winde, was man auch an den Wellen des Meeres unter uns erkennen konnte. Statt zu landen, startete der Pilot durch. Der Kapitän erklärte dann in einer Ansage über Lautsprecher, dass die prekären Windverhältnisse dieses Durchstarten nötig machten. Nach einer lang geflogenen Schlaufe wurde ein zweiter Anflug von der andern Seite gegen das Meer hin versucht. Wieder schüttelte es, doch weniger stark als zuvor: diesmal sollte es eigentlich klappen. Doch kurz vor dem Aufsetzen wurde wieder durchgestartet. Nochmals ertönte die ruhige Stimme des Kapitäns,  der mitteilte, dass die garstigen Winde ein sicheres Landen innerhalb der erlaubten Toleranzwerte wiederum nicht erlaubten. Beim dritten Landeversuch waren die Turbulenzen sehr stark, das Gefühl von Achterbahn machte sich breit. Hinter uns sass eine Französisch sprechende Familie mit einem sechs jährigen Mädchen. Es sprach aus, was vielleicht noch einige andere Passagiere dachten: „on va mourir – j’ai peur – oh, j’ai peur!“  Dass dieses sechsjährige Mädchen grosse Angst hatte, war verständlich, doch woher kam diese Idee, jetzt sterben zu müssen? In der Kabine war es sonst erstaunlich ruhig. Die Kabinenchefin machte einen Kontrollgang von vorn bis nach hinten, sagte hier ein beruhigendes Wort, straffte da eine Sitzgurte bei einem Kind und kehrte zu ihrer Station zurück. Als das Flugzeug beim dritten Mal doch noch sicher landete, atmeten viele Passagiere erleichtert auf und klatschten, von der Angst befreit, in die Hände. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es eine kritische Situation war, fand das Verhalten der Besatzung aber sehr professionell. 

Hobart

 

Es ist eine lange und elegante Brücke, auf welcher wir vom Flughafen über den „Derwent River“ nach Hobart gelangten. Erstaunlich, dass die Farbe des Wassers fast schwarz war. Die grösste Stadt Tasmaniens ist eher klein und provinziell. Sympathisch sind die vielen Häuschen im Kolonialstil, und attraktiv sind die sauberen Strassen, Parks und Hafenanlagen, mit einladenden Bars und Restaurants. In angeregter Partystimmung war an diesem Freitagabend viel junges Volk am Salamanca Platz versammelt. Dicht gedrängt standen sie vor den Bars draussen, alle mit einem Glas in der Hand und eifrig diskutierend.  

Sklavenbrücke von Richmont
Sklavenbrücke von Richmont

Traurige Geschichte

 

 

Auf der Reise nordwärts machten wir einen Abstecher nach Richmond, einem kleinen Dorf mit gut erhaltenen, alten Häusern aus der Pionierzeit. Dort war eine Brücke im Römerstil zu sehen, welche Sträflinge der britischen Kolonialmacht im 19. Jahrhundert hatten bauen müssen. Heute können deren Kerker, wo sie damals angekettet waren, besichtigt werden. Es sind sehr enge, karge und fensterlose Zellen. Im heutigen Museum konnten wir lesen, dass die Sträflinge damals immer hungerten, viele starben, und einige sogar versuchten, mit Kannibalismus zu überleben. – Eine finstere Geschichte Australiens, die erst heute zum Thema gemacht wird.

 

 

Ostküste

 

Auf unserer Fahrt entlang der Küste sahen wir einmalig schöne Landschaften: hier eine wilde Bucht mit Felsen und Gebüsch, dann wieder Sanddünen und auch herrliche Strände mit azurblauem Wasser. Komisch war, dass dichter Nebel, nur gerade über ein paar Kilometer weit, über der Bucht von Bicheno lag. Wir verliebten uns in die Binalong Bay, nördlich von St. Helens. – Es wäre himmlisch, wenn unser Ferienhaus von Bangkok gerade hier  stünde, mit einmaliger Aussicht auf  traumhaft schöne Strände!

 

 

Nordosten

 

 

Auf einsamen, kurvenreichen Strassen, nördlich von St. Helens, kamen wir zu  den St. Columba Wasserfällen. Ein Fusspfad führte durch üppigen Regenwald, wo uns die hohen, wunderschönen Farnbäumen faszinierten. Herrlich, wenn die Sonne durch das zarte Grün dieser Pflanzen bis zum Boden durchdringt. – Später sahen wir Landschaften wie in Kanada oder im Jura und dann wieder Hügel wie im Emmental. 

Lanceton
Lanceton

Launceston

 

Die schöne Stadt am Tamar River besticht durch ihre gepflegten Strassen, den Gebäuden im kolonialen, britischen Stil und dem reizvollen Yachtenhafen. Es ist die zweitgrösste Stadt von Tasmanien. Die Fahrt nordwärts zum Meer, entlang der lieblichen Flusslandschaft bis Beauty Point und George Town, hat uns sehr gefallen. Es gibt dort verschiedene Weinberge und sogar ein Dorf Grindelwald. Dort fanden wir eine schöne Kirche, ein Restaurant Alpenrose, einen Golfplatz und viele grosszügige, neue Einfamilienhäuser. Es ist ein sehr schmuckes Dorf, auch wenn es keine Eigernordwand zum Bestaunen gibt.

 

 

 

Grindelwald
Grindelwald

Wenig attraktiv war dann aber die Fahrt durch die weiten Ebenen im Landesinnern nach Hobart zurück. Braune Felder überall, heisse Sonne, die mit der hohen Ozonbelastung Kopfweh und Augenbrennen verursachten. - Was wir nicht gesehen haben, waren die wilden Naturgebiete in den Bergen mit ihren grossen Seen gegen Westen hin. – Die Küstenstrassen zum Huon Valley südlich von Hobart waren dann wieder sehr sehenswert. 

Bed & Breakfast Übernachtung
Bed & Breakfast Übernachtung

Menschen

 

 

in vielen Begegnungen mit sympathischen, freundlichen und aufgestellten Menschen erlebten wir die Tassi-Mentalität als sehr positiv. Ich denke an Julie und Graham, die begeistert von ihrer Tochter, einer jungen talentierten Flötenvirtuosin, erzählten, aber auch von ihrem Lebenswerk: verschiedene alte Häuser zu kaufen, diese neu her- und einzurichten und zu einer gut florierenden B&B Adresse zu machen. - Sympathisch fanden wir Trisch und Rik, die uns in einer schönen Garden Cottage  übernachten liessen. Rik, ein rüstiger Senior, erzählte uns voll Freude von seinem Hobby, vormittags, zusammen mit einem Freund zu fliegen, allerdings nur simuliert an einem Computer. - Ich sehe noch die zwei lustigen Bankangestellten vor mir, die über meine Schweizerfrankenscheine staunten und allerlei lustige Sprüche machten. – Auch im dichten Gedränge eines Marktes erlebten wir die Leute immer noch geduldig und höflich. Ein Bücherautor, der mir sein Buch mit Kurzgeschichten signierte, war wohl in seinem Aussehen und Auftreten schon fast ein Original, doch liebenswürdig und witzig. – Schade, dass Tasmanien so am Ende der Welt gelegen ist, sonst wäre ein Leben hier sehr attraktiv, die Lebensqualität grossartig.