Bangkok heute im Jahre 2018
Wie hat sich doch Bangkok wiederum verändert! In dieser Woche besichtigten wir, Sai, ihr Bruder und ich, den neu eröffneten King Power Maha Nakhon Sky Walk, den höchsten Wolkenkratzer Bangkoks. Der Besuch ist nicht gratis und nicht billig, aber er lohnt sich. Mit modernstem Lift erreichten wir geräuschlos und in wenigen Sekunden Observatory und Roof Top auf über 300 Meter Höhe. Vor und im Lift wurden wir von höflichen Angestellten begrüsst und dann auch wieder in der Aussichts-Halle. Hier konnten wir durch Scheiben vor Wind und Wetter geschützt in alle vier Windrichtungen auf die Stadt hinunterblicken. Als Sai auf all die Wolkenkratzer, Wohnquartiere, Parks, die Autobahnen und Brücken hinunterschaute, sagte sie wieder einmal: „Das ist nicht die Stadt Bangkok, wie ich sie als Kind erlebte und in Erinnerung habe.“ Über eine Rolltreppe gelangten wir dann einen Stock höher zum Roof Top, zur offenen Dachterrasse, die mit nur zwei Meter hohen Scheibenwänden gesichert ist. Die eigentliche Attraktion ist dort der begehbare, spektakuläre Parcours auf einer durchsichtigen Scheibenplattform. Zu Füssen kann man direkt hinunter zur Strasse und auf die anderen so klein wirkenden Hochhäuser schauen. Der erste Schritt war mir etwas unheimlich, doch dann konnte ich ohne Schwindelgefühle die dreihundert Meter in die Tiefe blicken. – Ich hatte im Berner Oberland bei Mürren etwas Ähnliches erlebt, wo man auf einer transparenten Passarelle an einer senkrechten, hohen Felswand in die Tiefe, in den Abgrund blicken konnte. Dort ergriff mich damals ein Grausen und Schwindel. – Hier aber schritt ich sachte in Überziehpantoffeln auf festem Glas umher, freute mich über die Mutprobe, staunte, wie klein die Autos aussahen, die unten im Stau kaum vorwärts kamen. Natürlich musste alles auch fotografisch festgehalten werden. Wir waren früh, genau zur richtigen Zeit gekommen und waren fast die einzigen Besucher. Nur etwas später kamen dann sehr viele Touristen. Bis zum Sonnenuntergang sassen wir auf der grossen Aussichtstreppe und genossen einen Apéro mit dem spektakulären Ausblick auf Bangkok. Dieses höchste Gebäude von King Power – der Besitzer ist erst vor kurzem in einem Helikopterunfall ums Leben gekommen – steht zwischen Silom und Sathon Road. Sinnvoll ist es mit dem Skytrain zur Chong Nonsi Station her- und dann auch wieder wegzufahren. In den frühen Abendstunden sind tausende Menschen nach Schul- und Büroschluss unterwegs. Menschenmassen sind hier um diese Zeit sehr viel dichter und gigantischer als am Zürcher Bahnhof! Wie Sardellen in der Büchse standen wir im Skytrain.
Ein paar Tage zuvor begab ich mich in mein altes Erawan-Quartier, wohin ich seit 40 Jahren immer wieder gerne hingehe. Einst stiegen die Swissair-Besatzungen im beliebten Erawan-Hotel ab und man traf sich abends meist in einer nahen Bar, die von uns allen nur Crew Control genannt wurde. Dieses alte Quartier wurde schon vor vielen Jahren abgerissen, elegante Shopping Centers und internationale Vier- oder Fünfsternhotels stehen nun heute dort. Noch existiert aber das Erawan-Tempelchen mit seinen Tänzerinnen, auch das ehemalige President-Hotel, das jetzt ein Holiday Inn ist. Der indische Schneider wartet immer noch dort auf ehemalige Swissairler. Heute ist es möglich, von der Sky Train Station Chitlom zu Fuss auf einer Passarelle über die dicht befahrene Strasse bis fast zur Kreuzung beim Erawan-Shrine ins mondäne Shopping Center Gaysorn zu gehen und dann wiederum auf einer neuerstellen Passarelle weiter in der Rachprasong Road bis zum Klong und dem Novotel Hotel zu spazieren. Ja, die Stadt der Engel, wie Bangkok auf Thailändisch heisst, verändert sich ständig.