Der neue Kassier nimmt es sehr genau

 

Von seinen Mitarbeitern verlangte Lukas Stadelmann, ehemaliger Chef der Swissair-Sattlerei, exakte und perfekte Arbeit. Das gilt auch für ihn, unserem neuen PVSR-Kassier.

 

 

 

In Schüpfheim, im Entlebuch, ist er aufgewachsen und wollte dort Käser werden. Wegen Rückenproblemen brach Lukas Stadelmann die Lehre ab und entschied sich, Sattler zu werden. Statt Emmentaler-Käse, stellte er nun für den Reitsport edle Pferdesättel her. Gute Sattler sind jedoch auch in Flugzeug-Werkstätten gesucht. Nach der Lehre arbeitete er in den Stanser Flugzeugwerken und kam im Jahr 1980 zur Swissair, wo sein Bruder bereits als Elektriker tätig war. Beim Stichwort Swissair denkt man normalerweise an Piloten, Airhostessen, Mechanikern oder an Reisebüros, dass es aber auch Sattler braucht, die in Cockpit und Kabine Sitzüberzüge, Teppiche und Wandverkleidungen zuschneiden, zusammennähen und kunstgerecht einsetzen, wissen die wenigsten. Wie bereits bei den Pferdesätteln musste er auch hier sehr exakt und zuverlässig arbeiten.

Lukas Stadelmann liebt diese Arbeit, er arbeitet gerne mit Leder und Stoffen. In den 38 Dienstjahren machte er auch Karriere, wurde Supervisor und Chef der Sattlerei. Mit einer Zusatzausbildung in Management und Betriebswirtschaft war er international in der Airline-Branche ein gefragter Fachspezialist. Interessant waren die Kontakte und die tolle Zusammenarbeit im Ausland mit Fachkollegen bei KLM, SAS, AUA, LH und SAF; spannend und bereichernd waren zudem die Ausbildungskurse, die er dort leitete.

 

Die Schattenseiten

 

Der Flugzeugabsturz SR111 vor Halifax hatte Lukas Stadelmann recht sehr erschüttert, denn die Isoliermatten, die hinter der Kabinenverschalung brannten und schlussendlich zum Absturz führten, hatten seine Mitarbeiter selber eingesetzt. Wie die kanadische Untersuchungsbehörde jedoch klar feststellte, waren nicht sie am Desaster schuld, es war das gelieferte Material, das leicht entzündbar war. Sie mussten dann bei der ganzen Flotte neue, feuerresistente Isoliermatten einbauen.

 

Beim Grounding hat Lukas Stadelmann erstmals in seinem Leben an der öffentlichen Demonstration teilgenommen, zusammen mit vielen andern Swissair-Mitarbeitern: Es war wie ein Aufschrei!  Obwohl er und seine Leute dann doch nahtlos weiterbeschäftigt wurde, war vieles anders geworden. Fertig mit dem schönen Gefühl, zu einer tollen Firmen-Familie zu gehören, fertig mit gemütlichen Weihnachtsessen. SR Technics wurde verkauft, wieder und wieder verkauft: drei Mal haben die Besitzer gewechselt.

 

Pensioniert, aber nicht im Ruhestand

 

Mit 60 Jahren liess sich Stadelmann pensionieren, machte sich selbständig und übernahm eine Taschenfabrik, in welcher unterschiedliche Taschen und Etuis hergestellt werden. Ehrenamtlich arbeitet er als Sattlerspezialist noch für den Flughafen Zürich, für die CAF (Commemorativ Air Force) in Birrfeld sowie für das Verkehrshaus in Luzern. Zusammen mit dem Fokker-Team erneuerte er dort Teppiche und Sitzüberzüge in der Coronado und DC-3. Für die Commemorativ Air Force übernahm er zudem auch das Amt des Kassiers. Zahlen und Buchhaltung faszinieren ihn. So ist er auch Säckelmeister beim SR-Bogenschützenverein, wo er seit vielen Jahren treues Aktivmitglied ist und jeweils am Dienstagabend die Junioren in dieser japanischen Sportart betreut. «Bogenschiessen verlangt höchste Konzentration, Atemtechnik und eine ruhige Hand, es hat auch etwas Meditatives dabei», meint Lukas Stadelmann.

 

Der PVSR-Vorstand nahm ihn mit Handkuss

 

Lukas Stadelmann meldete sich spontan für das Amt des Kassiers, als Peter Fankhauser einen Nachfolger suchte. Gerne wurde seine Bewerbung akzeptiert. Schnell machte er sich vertraut mit der komplexen Computer Software «Fairgate», die alle Vorstandsmitglieder benutzen. Damit hat er einen Gesamtüberblick, was die Finanzen betrifft, kann Mitgliederbeiträge, Reiseabrechnungen oder ausstehende Zahlungen verarbeiten und verbuchen. Sein Arbeitsaufwand beträgt pro Woche etwa einen halben Tag. Spannend wird es, wenn er den ersten Jahresabschluss macht und die Jahresrechnung dem Vorstand präsentiert.  Wenn alles stimmt, alle Zahlen exakt vorliegen, dann ist das eine grosse Befriedigung für ihn. Stadelmann versteht sich ausgezeichnet mit seinem Stellvertreter Roland Meichtry und er schätzt die kollegiale Zusammenarbeit im Vorstand sehr. Der Kassier ist in diesem Kreis geachtet und man hört auf ihn. Für die Festlichkeiten des 50 Jahre Jubiläums wird der Finanzrahmen von grosser Wichtigkeit sein; ohne Kostendeckel wird es wohl nicht gehen. Nicht nur das Geschäftliche ist für Lukas Stadelmann interessant, sympathisch ist für ihn die Kameradschaft und die anregenden Gespräche bei einem Glas Wein nach beendeter Vorstands-Sitzung.

 

 

Drei Vormittage pro Woche arbeitet der Unermüdliche noch für die Sparkasse Dielsdorf als Logistiker, führt Kurierdienste durch und repariert alles, was gerade so anfällt. Neben all seinen Engagements findet er durchaus aber auch Zeit für die Familie, für seine Frau Anita, die zwei erwachsenen Töchter und die drei Jahre alte Enkelin. Jeder Freitag ist für die liebe Kleine reserviert.