Die personifizierte Wassernixe

 

Seit Jahren lebt Maija Gadient-Heberlein in zwei Welten, nämlich in der Schweiz und in Florida. Dazu spielt auch die Unterwasserwelt eine zentrale Rolle in ihrem Leben.

 

Maija Heberlein ist in einer weltoffenen Familie im Tessin aufgewachsen. Ihr Vater war ein Tiefseetaucher-Pionier. Von seinen Expeditionen brachte er immer mal eine aufsehenerregende Trophäe nach Hause. In seiner Tauchschule lernte natürlich auch Maija sehr schnell tauchen und fühlte sich im Element Wasser pudelwohl. Als junges Fräulein kam sie nach Berkerley (San Franzisco), um als Au-pair-Mädchen Englisch zu lernen. Amerika, Land und Leute begeisterten sie sehr.

 

Schicksalhafte Begegnung

 

1962 kehrte die 21-Jährige in die Schweiz zurück und fand bei der Swissair eine Anstellung als Groundhostess. Sie erinnert sich noch gut, wie sie zu Fuss mit den Passagieren über den Tarmac zum Flugzeug ging, sich manchmal ärgerte oder auch darüber lachte, wie die Passagiere sie immer zu überholen versuchten. Denn damals gab es noch keine Sitznummern, und jeder wollte möglichst als erster den besten Fensterplatz für sich erobern. Dem jungen Swissairangestellten Peter Gadient gelang es, statt eines Sitzplatzes, das Herz von Maija zu erobern. Zwei Jahre später heirateten sie, und damit ging die Groundhostess-Karriere bereits zu Ende. Nun stand Peter Gadients Arbeit als Stationmanager im Vordergrund. Spannend, interessant, manchmal schwierig und auch turbulent war die Zeit in Istanbul, Karthoum, Beirut, Köln und in Tirana. Für die Familie mit zwei Kindern hiess es da, flexibel und bereit zu sein, immer wieder umzuziehen und sich einer neuen Umgebung anzupassen. Wieder in der Schweiz arbeitete die ehemalige Groundhostess mehr als neun Jahre als Stationsleiterin für Alisarda am Flughafen Zürich.

 

Die Limmat-Nixen

 

Mit 35 Jahren begann Maija Gadient mit Synchronschwimmen und brachte es mit viel Disziplin und Training soweit, dass sie Mitglied der bekannten Limmat-Nixen werden konnte. Das elegante Unterwasserballett faszinierte damals sehr viele. Später gründete die Unermüdliche in Bassersdorf einen Schwimmclub, wo sie bis heute noch Schwimmunterricht erteilt.

 

Plötzliche Liebe für Manatees

 

Als Peter Gadient 1996 pensioniert wurde, kauften sie in Florida, in Cape Coral am Golf von Mexiko, ein Haus direkt am Wasser. Überraschend war, dass dort in diesem Wasserkanal bis zu hundert Seekühe leben. Sofort war Maija Gadients Interesse für diese Manatees geweckt. Statt Dolce Vita und Golfspielen, begann sie nun „The Gentle Giants“, wie die Seekühe in Florida auch genannt werden, zusammen mit Meeresbiologen zu erforschen. Die etwa fünf Zentner schweren und bis 4 Meter langen Wassersäugetiere stammen von Elefanten ab. Statt Rüssel haben diese einen grossen Schlund, ideal zum Fressen des Seegrases. Die Beine haben sich vor etwa 17 Millionen Jahren zu Flossen gewandelt. Trotz des kleinen Hirns haben diese friedlichen Tiere überlebt. Gefahr droht ihnen heute von herumfahrenden Motorbooten, die schlimme Verletzungen verursachen können. Mit grosser Begeisterung arbeitet Maija Gadient im Manatee-Park mit, hält zwei Mal täglich Vorträge für Touristen und für Schüler.

 

Trauer durch eine Vision überwinden

 

Nach fünfzig Ehejahren starb Peter Gadient anfangs dieses Jahres. Trost und Hilfe erhielt Maija von ihren zwei Kindern und Enkelkindern, ganz besonders aber auch von ihren Freundinnen in Florida. Sie flog wieder zurück nach Amerika und will dort nun einen Traum verwirklichen. Bei Fort Myers soll ihr eigener Sirenia Vista Park mit Stegen zum Beobachten der Seekühe und sogar ein eigenes Museum entstehen. Die umtriebige Motivatorin ist sehr zuversichtlich, dass dieses Projekt bis in drei Jahren verwirklicht werden kann. Ihre unkonventionellen Freundinnen vom dortigen Frauenverein werden dabei mithelfen und das Museum später einmal auch weiterbetreiben. Ob Maija Gadient dann für immer in Florida bleiben oder in die Nähe zu ihrer Tochter in Zürich ziehen wird, weiss sie heute noch nicht. Verlockend wäre für sie auch, ins Tessin zurückzukehren, in ihre alte Heimat.

 

Swissair News 2014.6