Fliegen und Schreiben aus Leidenschaft
Schon als kleiner Bub wusste Werner Alex Walser, dass er als Erwachsener Pilot, nicht aber, dass er auch mal Buchautor sein würde.
Am Ende des 2. Weltkriegs beobachtete der kleine Alex, wie ein amerikanischer Bomber brummend über die Ostschweiz flog, das prägte sich tief in seinem Gedächtnis ein. Er ist mit fünf Geschwistern in einer Kleinbauerfamilie in Wilen bei Wil aufgewachsen. Hier lernte er zuzupacken, einander zu helfen und Verantwortung zu übernehmen. Schon sehr früh war für ihn klar, dass er Pilot werden wollte, entsprechend motiviert und fleissig war er in der Schule. Der folgenden zweijährigen Verkehrsschule verdankte er gute Sprachkenntnisse, und er wurde sattelfest in Geografie. Das half ihm später nicht nur als Postbeamter, sondern auch als Militärpilot. Ja, er bewältigte die strenge Selektion und die anspruchsvolle fliegerische Ausbildung. Absoluter Höhepunkt war denn auch für ihn die Brevetierung zum Militärpiloten. Er gehörte nun zum elitären Kreis der kühnen Männer des Schweizerischen Überwachungsgeschwaders. Seine Abenteuer in der Luft wie auch am Boden beschrieb er über Jahre hinweg in seinen Tagebüchern, er hielt auch fest, wie sehr ihm der Tod mehrerer abgestürzten Kameraden zu schaffen machte.
Nach sechs Jahren hatte Alex Walser ziemlich genug von Luftkämpfen, Bombenangriffen und Töten eines fiktiven Feindes, deshalb wechselte er zur Swissair, wo er die klassische Karriere eines Linienpiloten durchlief. Auch hier war er mit Leib und Seele bei der Sache und gab später als strenger, doch einfühlsamer Fluglehrer sein Wissen und Können an jüngere Piloten weiter. Es war die goldene Swissair-Zeit, die er in der Fliegerei bis zu seiner Pensionierung erlebte. Seither hat er nie mehr einen Fuss in ein Flugzeug gesetzt.
Das Umfeld muss stimmen
Der junge, gutaussehende Alex Walser liebte nicht nur das Fliegen und rassige Autos, er hatte auch ein Faible für schöne Frauen. Heiraten werde er allerdings nur eine Airhostess, denn nur eine solche könne die Seele eines Piloten verstehen und das nicht immer einfache Leben einer Pilotenfrau meistern. Mit dieser Devise ist er gut gefahren, denn nun ist er bereits seit 53 Jahren glücklich mit Ursula Brunner verheiratet, und sie haben zwei erwachsene Kinder. Früher reisten sie gerne in der Welt umher, doch seit der Pensionierung sind sie in der Nähe von Wil SG recht sesshaft geworden. Zur Familie gehört ein grosser Hirtenhund, der sie täglich begleitet.
Tagebücher, Autobiografie, Romane und Krimi
Der frisch Pensionierte verwirklichte nun seine alte Idee, mit dem Material seiner Tagebücher eine Autobiografie zu schreiben. Er hatte Glück: der Appenzeller Verlag war an seinen Memoiren interessiert. Sein über tausend Seiten umfassendes Manuskript musste er jedoch um mehr als die Hälfte kürzen. Nach dem Erfolg des ersten Fliegerbuches folgte ein zweites. Doch dann wollte Walser sich als Romanschriftsteller etablieren. Dafür besuchte er zwei Jahre lang Kurse an der Volkshochschule Basel. Es reizte ihn enorm, Figuren, Handlungsabläufe und Handlungsorte auszudenken, auszumalen und zu süffigen Romanen zu verarbeiten. Wenn sich das Geschehen eines Romans in einem Schloss, in einer Alphütte oder in einem Krematorium abspielt, dann muss er solche Orte zuerst finden und im Detail erkunden. Immer gehören attraktive Frauen zu seinen Hauptfiguren. „In einem Roman ist Erotik wie der Schinken in einem Sandwich“, meint Walser lachend. Es ist ein langer Prozess bis zum Erscheinen eines Buchs: Das einmal geschriebene Manuskript muss immer wieder und wieder durchgelesen, Worte oder ganze Passagen gestrichen, neu formuliert oder korrigiert werden. Dann verlangen der Verlag und die Lektorin weitere Änderungen bis zum endgültigen Manuskript. Liegt das Buch mal fertig auf dem Ladentisch, beginnt erst noch das schwierige Marketing. Der Zeitaufwand steht in keinem Verhältnis zum geringen Erlös des Buchverkaufs. Alex Walser ist glücklicherweise nicht auf Tantiemen angewiesen, er schreibt, weil es im Spass macht. Seine Geschichten sind spannend und fesselnd, wer mal mit Lesen beginnt, legt das Buch nur ungern wieder weg. Inzwischen hat er sein siebtes Buch veröffentlicht, es ist ein Krimi mit Swissair-Hintergrund und in der CMS Verlagsgesellschaft herausgekommen.
Die wirklich bereichernden Momente als Buchautor sind für Walser die Buchvernissagen und Lesungen, da spürt er hautnah, was beim Publikum wirklich ankommt. Diesen direkten Kontakt mit Leserinnen und Lesern zu haben und deren Anerkennung und Begeisterung für sein Werk zu erleben, ist denn auch sein schönster Lohn.