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Wer kennt nicht seine Stimme und sein Gesicht? Seit 30 Jahren übermittelt Jean-Claude Donzel als Mediensprecher gute und schlechte Nachrichten.

 

 

Herzliche Gratulation!  Das Magazin: „Schweizer Journalist“ hat dich letzthin, Jean-Claude Donzel,  als zweitbesten Pressesprecher der Schweiz ausgezeichnet. 

 

Danke! Diese Auszeichnung ist für mich, kurz vor meiner Pensionierung, ein sehr schönes Abschiedsgeschenk.

 

Ist Pressesprecher ein Traumberuf?

 

Ja, speziell in einer Fluggesellschaft, wo weltweit, rund um die Uhr, immer etwas passiert. Da ist es ausserordentlich spannend, an der Quelle von wichtigsten Entscheidungen zu stehen.

 

Welche Momente "der höchsten Gefühle" gab es in deiner Karriere?

 

Anfangs, in den stolzen Swissair-Jahren, hatte der Pressesprecher einen wahren Schönwetter-Job: Ich konnte nur positive Nachrichten verkünden. Bei allen Events war ich dabei,  bei Streckeneröffnungen, bei Flugzeugtaufen und vielen Pressekonferenzen.

 

Gab es auch bittere Erfahrungen?

 

1996, als Philippe Bruggisser fast alle Langstreckenflüge nur noch von Zürich aus  operieren liess, da wurde ich als welscher Pressesprecher zum Prügelknaben der aufgebrachten Romands.

 

1998, als SR111 bei Halifax abstürzte, war es für mich ausserordentlich hart und ergreifend, die Opferfamilien in Genf zu sehen, die vergebens auf ihre Angehörigen warteten, und dann die Journalisten über die Katastrophe zu informieren. Da waren die genau richtigen Worte und der richtige Ton besonders wichtig.

 

2001, beim Swissair-Grounding fehlten sogar mir, dem Pressesprecher, die Worte. Es waren die bittersten Momente meiner Karriere. Als 52-Jähriger hatte ich zudem, wie so viele andere, mit Existenzängsten zu kämpfen.

 

2002-2005, als es der Swiss sehr schlecht ging und kurz vor dem Aus war, musste ich oft vor Medienvertretern auf kritische und höhnische Fragen stimmige Antworten liefern.

 

Die Kehrtwende kam mit der Übernahme durch die Lufthansa und dem Beitritt zur Star Alliance. Seit 2006 gilt der Slogan: „Growing together“ – nun habe ich meinen  Schönwetter-Job wieder.

 

Wie war und ist dein Umgang mit den CEOs?

 

Ich hatte zwölf CEOs erlebt und mit allen eine gute Beziehung gehabt. Auch heute in der Swiss bin ich dem CEO direkt unterstellt, mein Umgang mit ihm ist sehr offen, eng und gut.  

 

Du bist doch der Anwalt der Französisch-Sprechenden?

 

Ja, gewiss. Als zweisprachiger Bieler war es mir bis heute wichtig, die Romands und die Deutschschweizer sprachlich und inhaltlich gekonnt zu erreichen. Heute, wo mein Arbeitsort Zürich ist, spreche ich mehr Deutsch als Französisch, doch auch bei der Lufthansa-Tochter ist Französisch gefragt,  denn der Flughafen Genf ist der Zweitwichtigste der Swiss.

 

Gibt es heute eine Art „Swiss-Spirit“, eine spezielle Firmenkultur wie früher?

 

Seit der Übernahme durch die Lufthansa ist eine neue Identität entstanden, die sich als „jung, dynamisch und international“ umschreiben lässt. Junge Manager haben heute das Sagen; die sind oft spontaner und offener, als es früher wohl üblich war.

 

Sind die Doppelspurigkeiten der Crossair-Swiss-Ära heute verschwunden?

 

Ja. Die Geschäftsleitung reist nicht mehr täglich zwischen Basel und Zürich hin und her, sondern hat ihr Headoffice in der Obstgartenstrasse in Kloten. In Basel und Genf finden jedoch regelmässig Staff Briefings statt.

 

Würdest du, wenn du nochmals 25 Jahre alt wärest, diesen Beruf wieder wählen?

 

Unbedingt. Ich möchte auch Junge dazu ermuntern, diesen Schritt ebenfalls zu tun. Es ist sehr faszinierend für eine Fluggesellschaft tätig zu sein, auch wenn es immer mal Krisen gibt und man nicht die grossen Boni eines Bankers erhält.

 

Ende Januar wirst du pensioniert. Wie geht es weiter?

 

Ich werde mit meiner Familie in Bülach bleiben und nicht wieder nach Biel zurückkehren, denn hier habe ich mein heutiges Beziehungsnetz. Mit der Westschweiz bleibe ich natürlich verbunden. Eine besondere Freude ist es, dass quasi zu meinem Abschied noch ein Swiss-Flugzeug auf den Namen Biel-Bienne getauft wird.

 

 

Aufgewachsen in Biel, absolvierte Jean-Claude Donzel dort auch die Verkehrsschule, kam als Luftverkehrsangestellter in Genf zur Swissair und machte eine Karriere bis zum Stationsleiter. Nizza und Rom waren seine Highlights, bevor er 1982 Pressesprecher