Nie zu spät, um Kapitän zu werden

Früher «verkaufte» Hanspeter Wegmüller die Swissair im Ausland, heute pilotiert er zahlende Gäste auf der Limmat und auf dem Zürichsee. Geblieben ist seine Leidenschaft.

 

Pilot zu werden, war sein grosser Bubentraum. Der jugendliche Hanspeter tat alles, um dieses Ziel zu erreichen. Er erwarb das Segelflieger-Brevet und absolvierte den fliegerischen Vorunterricht, doch dann scheiterte er an einem medizinischen Problem aus seiner Kindheit. Damit war sein Traum vom Fliegen ausgeträumt. Trotzdem zog es den 19-Jährigen weiterhin zur Fliegerei. Hanspeter Wegmüller begann seine Swissair-Laufbahn im „Telefonsale“, wo er gleich am ersten Arbeitstag seine spätere Ehefrau kennenlernte. Lucia führte ihn in seine Arbeit ein. Er durchlief dann die klassische Swissair-Verkaufskarriere, die ihn vom Hirschengraben in einige Reisebüros der Schweiz und dann ins Ausland führte. Als Verkaufsleiter und später als Landes- und Regionalvertreter lebten die Wegmüllers in Paris, Kenia, Brasilien, Algerien, Ghana, Berlin und Pakistan. Das Leben in immer wieder neuen Ländern mit unterschiedlichen Kulturen, Mentalitäten und Lebens- und Arbeitsbedingungen waren für ihn, aber auch für seine Frau und Tochter sehr interessant, aber oft auch sehr herausfordernd. Aufregend und bedrohlich waren die Tage während eines Militärputsches in Kenia und  später in Algerien und Pakistan. Unvergesslich sind aber vor allem viele bereichernde Begegnungen mit  Persönlichkeiten in diesen Ländern. Zum Beispiel ein anregender Abend mit Koffi Annan, der zu einem Nachtessen in ihr Haus in Accra kam. In der Tätigkeit als Landesvertreter war viel Spitzenfingergefühl und Diplomatie gefragt, vor allem bei der Betreuung von VIPs, zum Beispiel der First Lady of Ghana. Nie hat er seinen Schritt in die Swissair bereut. Es war für ihn die Traumfirma, die ihm eine berufliche Traumkarriere ermöglichte mit vielen faszinierenden Lebensinhalten.

 

Tun, was Freude macht.

 

Heute pilotiert der muntere 66-Jährige ein Motorboot für 11 Passagiere, ein Wassertaxi, auf dem Zürichsee. Dafür benötigt er nur ein Motorboot-Brevet. Die Arbeit bereitet ihm enorme Freude. „Gibt es etwas Schöneres, als bei strahlendem Wetter mit dem Boot vom Hotel Storchen aus die Limmat hinauf zu fahren, an Zunfthäusern, Kirchen, Bauschänzli vorbei bis auf den See und abends beim Einnachten wieder zurückzukehren?“ fragt  Wegmüller begeistert. Das Boot kostet für eine stündige Fahrt 250 Franken. Beliebt sind solche Ausflüge für entspannte Freundestreffen, für Hotelgäste und neuerdings auch für Frauen, die ihren Polterabend auf und im Wasser feiern wollen. Da wird viel gelacht und es geht dann hoch zu und her. Hektischer Betrieb herrscht jeweils am 1. August, am Züri-Fest oder während der Street-Parade. Manchmal sind auch schwierige Situationen zu meistern, besonders mit betrunkenen Passagieren. Die kleine Zahl der Gäste erlaubt meist einen persönlichen Kontakt und führt oft zu sehr interessanten Begegnungen und Gesprächen. Gerade auch deshalb führt der kommunikative ehemalige Swissair-Landesvertreter diese Bootsfahrten sehr gerne durch. Er arbeitet allerdings nur einen Tag pro Woche auf diesem Wassertaxi für Beat Lang von Stäfa. Dieser umtriebige Unternehmer betreibt auch Landtaxis, eine Segel- und Motorbootschule sowie ein Reisebüro.

 

Wenn die Warnlichter blinken

 

Auf dem Zürichsee kann das Wetter manchmal sehr schnell umschlagen. Plötzlich kommen Stürme mit heftigen Böen auf. Hanspeter Wegmüller nimmt die blinkenden Lichter der Sturmwarnung am Ufer ernst, ist vorsichtig und geht im Interesse seiner Passagiere keine Risiken ein. Einmal erlebte er, wie eine Mutter mit ihren zwei Kindern in ihrem Boot in Not geriet. Er schaffte es, Frau und Kinder in sein Wassertaxi zu holen und ihr Schiff in den sicheren Hafen abzuschleppen. Seine Hochsee-Erfahrung als Segler und seine Faszination für Meteorologie helfen ihm, kritische Wettersituationen richtig einzuschätzen.

 

Dank Ayurveda älter werden

 

Neben diesen Bootsfahrten unternimmt Hanspeter Wegmüller mit seiner Frau  viele Reisen und Wanderungen. Vor allem pflegen sie aber ihren grossen Bekanntenkreis und geniessen das Eintauchen in gemeinsame Erinnerungen – für sie sind dies positiv stimulierende  Momente. Um ihre Gesundheit zu erhalten und geistig und körperlich fit zu bleiben, reisen sie auch in diesem Jahr zum vierten Mal  nach Südindien für eine  Ayurveda-Kur. Sie glauben daran, dass dies helfen wird, noch viele Jahre gesund und glücklich in Herrliberg zu leben.

 

 

Swissair News 3 / 2013